· 

Gedanken im Sturm und Flug in die Freiheit

Ein stürmischer Wind bläst über das Land. Es ist ein kühler Tag Mitten im Mai. Alles in der Natur blüht in seiner ganzen Farbenpracht und empfängt den seit Tagen anhaltenden Regen. Meine Augen schweifen über die Wiesen und Wälder, die ich aus meinem Atelierfenster geniessen kann. Dicke Regenwolken ziehen vorüber und entladen sich in Abständen. Hin und wieder öffnet sich ein kleines Wolkenfenster und ein blauer Tupfer kommt zum Vorschein. Der Himmel ist noch da! Ein Milan dreht seine Runden und landet auf einer Tanne im Garten. Wie befreiend es ist, seinen Flug zu beobachten, wie er ohne Anstrengung dahinsegelt.

Es gibt Momente, die sich für mich schwer anfühlen. Dann rufe ich mir unseren Vogelnachbar in Erinnerung und stelle mir vor, wie meine Seele in den Körper dieses Vogels schlüpft.

 

Meine menschliche Hülle lege ich für kurze Zeit ab, nur um zu erleben, wie es sich anfühlt, im Körper dieses majestätischen Flugtieres zu sein. Da sind keine Gedanken, die ständig kreisen und mir bewusst machen, wie mächtig sie sind. Keine Gefühle beeinflussen mein Sein, weder in die eine noch in die andere Richtung. Als Vogel bin ich frei, mache mir keine Sorgen um eine Situation, die aus meiner begrenzten Wahrnehmung gesehen, stillzustehen scheint. Ich muss keine Lösung finden, denn sie ist da, wenn es der stimmige Zeitpunkt ist. Ich bin geduldig. Wenn es Zeit ist zu jagen, um meinen Magen zu füllen, leitet mich mein Instinkt. Mein ganzes Sein ist von meinem Instinkt geführt. Für mich ist gesorgt, denn Mutter Natur lässt mich an ihrem Reichtum teilhaben. Mein Revier ist weit genug, auch wenn ich es mit anderen Vögeln teile. Manchmal treffe ich auf meinen Flugreisen auf Krähen, die mir zeigen, dass sie genau denselben Luftraum beanspruchen wollen. Dann spiele ich ihr Spiel mit, bis sie genug haben und sich von der Thermik davon tragen lassen. Es ist unendlich viel Raum da, für uns alle.

  

In den vergangenen Nächten habe ich viel geträumt. Menschen, denen ich begegnet bin und die Symbolsprache der Handlungen und Orte, sind Wegweiser für mich. Es ist etwas Neues am Entstehen, auch wenn ich nicht weiss, wohin meine Reise geht. Meine Visionen trage ich in mir. Ich nähre sie, rufe sie mir in Erinnerung, stelle mir vor, wie alles bereits vollbracht ist. Es ist nicht wichtig, dass ich die Einzelzeiten kenne, wie genau ich meine Mission in dieser Inkarnation nach Aussen trage. Allein zu wissen, dass ich auf diesem Planeten gelandet bin, um meine Mission zu leben, ist beruhigend. Der innere Druck fällt weg. Stille und Einklang. Die Erfahrung der göttlichen Präsenz in mir überwältigt mich.

Für einen kurzen Moment kommen meine Gedanken zum Stillstand. Wie friedvoll sich das anfühlt. Mein Leben hat einen Sinn im göttlichen Plan. Selbst wenn ich seit einiger Zeit mich immer wieder in einem schwebenden Zustand fühle. Ein Zwischen-den-Welten Zustand. Es zieht mich in diesen Augenblicken zurück in meine geistige Heimat. Der Magnetismus von Mutter Erde ist viel zu mächtig, als dass ich im Luftraum davongetragen werde. Trotzdem geniesse ich diese Zeiträume, wo ich ganz mit meiner geistigen Familie verbunden bin. Meine Intuition fliesst ungehindert in mein Herz. Es ist nicht wichtig, dass ich alles interpretieren kann. Nur die Offenheit und die klare Absicht des Empfangens erlauben mir, diese Geschenke anzunehmen. Ich erlaube zu empfangen im Jetzt.

 

Glücklichsein, ein Geschenk meiner Seele

Ein Gefühl des vollkommenen Glücks durchströmt mich. Glücklichsein, es ist das Geschenk meiner Seele. Was braucht mein Herz, was braucht meine Seele? Es ist die pure Freude am Sein, es ist Spass und Leichtigkeit in Allem, was ich tue. Während ich diese Worte niederschreibe, fühlt es sich genau so an. So soll es sein! Je mehr ich genau das mache, was mir am schwersten fällt mir selbst zu schenken, desto mehr wachse ich in diese Leichtigkeit und innere Freude hinein.

 

Gestutzte Flügel und Befreiung

Warum tun wir Menschen uns so schwer, auf unsere innere Stimme zu hören, auf unser Herz? Weil es Mut, Durchsetzungskraft und Vertrauen braucht in die Höhere Führung? Wir alle haben Talente, die wichtig sind für die Weiterentwicklung unseres Zusammenlebens auf diesem Planeten sind. Wofür wählt die Mehrheit noch, nach den Wünschen und Zielen anderer zu leben? Ist es bequemer, wie lange und wofür soll dieses Negieren unseres wahren Wesens gut sein? An einem gewissen Punkt kommt das kleine oder grosse Erwachen. Wenn wir uns zu fest angepasst haben und der Leidensdruck zu gross ist, holen wir zum Befreiungsschlag aus. Am Anfang sind es zaghafte Versuche, unsere gestutzten Flügel in die richtige Position zu bringen. Das Fliegen ist in diesem Zustand undenkbar. Es braucht Zeit, manchmal viel Zeit, bis die gekürzten, klebrigen Federn abfallen und sich neue bilden. Diesen Zustand erlebe ich auch als ein Zwischen-den-Welten-Dasein. Allmählich wachsen die Federn zu ihrer vollkommenen Grösse und Fülle heran. Nur wir können die Flügel an unserem Körper fühlen und sehen. Wir wissen, dass sie uns dienen, um in die Freiheit zu gelangen. Was hält uns davon ab, unsere Flügel zu gebrauchen? Zweifel, Ängste, Sorgen, das Festhalten an unseren bisherigen Sicherheiten? Die Liste, die uns daran hindert, kennt keine Grenzen.

 

Jeder hat seine eigenen Geschichten und Lernaufgaben. Wir haben die Magie in uns, wir haben unsere Flügel, wir haben ein liebendes Herz, wir haben unseren göttlichen Funken in uns. Es ist Zeit, unsere Flügel auszubreiten und zu fliegen. Nichts soll uns davon abhalten, unser inneres Wesen nach aussen erstrahlen zu lassen. Es ist noch unendlich viel Dunkelheit auf diesem Planeten, unbeschreiblich viel Schmerz und Trauer. Viele Seelen, die in der Dunkelheit ihre Mission weiter ausüben. Sie sind für sich selbst verantwortlich. Es ist nicht unsere Aufgabe, sie aus der Dunkelheit hinauszuführen. Sie haben die Wahl und sie sind ebenso Teil des göttlichen Plans.

 

Wir, Du und ich, können als leuchtendes Beispiel vorangehen. Jeder Gedanke, jede Handlung in Liebe vollbracht, hilft das Licht auf unserem Planeten zu verankern. Es ist Zeit, uns als multidimensionale Wesen anzunehmen und zu lieben. Es ist Zeit, um über die Dualität hinauszugehen. Es ist Zeit, unsere Gedanken im Sturm zur Ruhe zu bringen, damit wir die Stimme in unserem Herzen umarmen können.